Health

Das neue Album RAT WARS der Industrial-Rock-Band HEALTH aus L.A. ist die gewalttätigste und zugleich verletzlichste LP ihrer Karriere. Es ist irgendwie passend, dass eine so brutale Sammlung von Songs gleichzeitig ihr umfassendstes künstlerisches Statement ist.
Akribisch aggressive Produktionsdetails kollidieren mit schmerzlich persönlichen Bekenntnissen und eine seltsam wilde Anmut paart sich mit eiskaltem Galgenhumor… überraschenderweise macht es trotzdem höllisch Spaß.
RAT WARS reiht sich ein in die Reihe bahnbrechender Heavy Acts wie Nine Inch Nails und Ministry, die die Grenzen zwischen Metal, Elektronik und Popmusik neu gezogen haben. Es spricht auch direkt die junge, glühende Online-Subkultur der Band an.
Es könnte The Downward Spiral für Leute sein, die mindestens zwei Monitore und einen Vitamin-D-Mangel haben.
Das Album wurde während der emotional schwierigsten Phase im Leben der Band geschrieben und baut auf den chaotischen, aber dennoch belebenden Pandemie-Jahren auf. In dieser Zeit haben HEALTH Dutzende von Tracks mit Helden und Erben wie Nine Inch Nails, Lamb of God, 100 Gecs, Poppy und Pertubator auf DISCO4 aufgenommen.
RAT WARS fängt all die Wut und den Ehrgeiz ein, den ihre bisherigen LPs anstrebten. Es ist ihre kühnste Aussage über den Wahnsinn und die Fadheit des heutigen Lebens.
Die Arena-Rock-Grandezza von „DEMIGODS“ geht über in den zitternden Techno von „HATEFUL“ (zusammen mit dem spanischen EBSM-Künstler Sierra geschrieben) und den gnadenlosen Gabber-Thrash von „CRACK METAL“. „CHILDREN OF SORROW“ (mit der Gitarre von Lamb of Gods Willie Adler) und ‚SICKO‘ (das Godfleshs ‚Like Rats‘ sampelt) schleichen mit 90er-Jahre-Goth-Bedrohung. „ASHAMED“ ist korrumpierter R&B-Pop, während ‚DSM-V‘ für den Höhepunkt des Blut-Raves gedacht ist.
Der Sänger und Gitarrist Jake Duzsik, der Bassist und Produzent John Famiglietti und der Schlagzeuger BJ Miller wurden in der Lärm-Szene von Downtown L.A. geboren und wollten mit ihren aus rückwärts zündenden Gitarrenpedalen herausgeschnittenen Songfragmenten für Unruhe sorgen. Aber als 2009 GET COLOR erschien, wusste jeder, dass diese Band etwas ganz Besonderes war.
Sie spielten weltweit auf großen Festivals wie Coachella und Primavera Sound und kehrten nach einem kurzen Abstecher zur Vertonung des bahnbrechenden Rockstar-Titels Max Payne 3 im Jahr 2015 mit dem lang erwarteten DEATH MAGIC zurück.
Diese LP machte sich digitale Produktionswerkzeuge zunutze, die sie in ihren kreischenden Lärm und ihre avantgardistischen Klanglandschaften einfügten. Das Album wurde zum Einstiegspunkt für eine neue Generation von Fans, die in Gothic-Clubs ebenso leicht ein Publikum fanden wie in den Produktionsstudios im Schlafzimmer.
Das 2019er VOL.4 :: SLAVES OF FEAR überzeugte die Heavy-Musik-Fans mit seinen Thrash-Riffs, die sich in Ambient-Melancholie und Hip-Hop-Beats auflösten, während das zweiteilige DISCO4 aus der Lockdown-Ära das kollaborative Songwriting mit Kollegen aus den Bereichen Metal, Rap, Elektronik und Indie-Rock voll auslotete.
Dieser lange und absichtlich unkonventionelle Karrierebogen hat sich in RAT WARS zusammengefügt. Sie sind endlich eine Band, die sich mit ihrer eigenen Unbequemlichkeit wohlfühlt.