Architects - Nova Rock Festival

Architects

Show Day
Sun, 14. June
Stage
TBA
Stage Time
TBA

Ein Album zu schreiben kann sich manchmal nach Leben oder Tod anfühlen, vor allem für eine so kreative Band wie die britischen Metalcore-Legenden Architects. Doch dieses Mal hat der kreative Prozess eine ultimative Wiedergeburt hervorgerufen. "Es ist nicht nur darum gegangen noch ein neues Architects Album zu veröffentlichen. Es musste DAS Album sein - über das die Leute sprechen, wenn sie an unsere Band denken", sagt Frontman Sam Carter. Bandkollege Dan Searle teilt diese Meinung über ihre neue Platte "The Sky, The Earth & All Between": "Was wir zu sagen versuchen ist, dass wir ein "essenzielles" Architects Album machten mussten, und dabei unsere besten Qualitäten zusammenzubringen und das was wir am besten können."

Wenige Bands bringen es bis zu ihrem 11. Album und liefern dabei ihre beste Musik, aber Architects haben genau das geschafft. Während ihrer 2-Jährigen Tour mit Metallica haben sie Klarheit gewonnen: Sie könnten das wirklich für immer machen, eine Erkenntnis die sich nicht nicht realistisch angefühlt hat als sie die Band als Teenager gegründet haben. Tatsächlich haben sie realisiert, dass sie erst bei der Hälfte ihrer Karriere angekommen sind, sofern sie ihre Leidenschaft und Kreativität behalten. "Vielleicht sind wir noch nicht reich genug um lustlos zu sein," scherzt Searle, "aber da ist immer die Angst, dass man mit jedem Album als immer schwächer wahrgenommen wird. Ich glaube, einige Leute hatten nach unseren letzten beiden Alben dieses Gefühl, weil wir mit unserer Identität experimentiert haben. Aber wir entwickeln uns auf eine einzigartige Weise weiter – das sieht man nicht oft."

Bei den letzten beiden Alben „For Those That Wish To Exist“ und „The Classic Symptoms of a Broken Spirit“ ging es darum, Neues auszuprobieren. Als diese Alben bei Kritikern und Käufern gut ankamen, war das für sie das Startsignal, alles zu verfolgen, was sie wollten. Also beschlossen sie, die aus der Innovation gewonnenen Erkenntnisse in etwas zu investieren, das sich wie der Höhepunkt dessen anfühlte, worauf Architects seit langem hingearbeitet hatten.

Einer der beliebtesten Songs der Band, „Doomsday“, war eine Hommage an Tom Searle, Dans Bruder und Bandkollege bei Architects, der 2016 verstorben war. Der Song wurde zusammen mit Jordan Fish von Bring Me The Horizon geschrieben und weckte bei ihnen die Neugier, ob sie jemals wieder zusammenarbeiten würden. Als Fish 2023 Bring Me verließ, waren Architects die ersten Künstler oder Band, die ihn als Produzenten engagierten, wodurch Dan Searle von seinen üblichen Produktionsaufgaben befreit wurde und sich ganz auf die Kreativität konzentrieren konnte. Fishs Mitwirkung brachte neue Energie. „Es hat nicht geschadet, mit ihm zu arbeiten, weil er extrem hungrig war und etwas beweisen wollte“, sagt Searle.

Drei Wochen Arbeit begannen in einem privaten Studio in Brighton. Der Druck war immens, aber während des Prozesses hatten sie so viel Spaß wie schon lange nicht mehr, was ironisch war, nachdem sie dieses Projekt so wichtig für sie war. Ihr gemeinsamer britischer Humor hat die Stimmung aufgehellt, was zu lustigen Samples und Momenten geführt hat - ganz im Kontrast zu ihrer härtesten Musik bis jetzt.

"Wenn wir etwas gemacht haben und alle drei von uns gelacht haben ist es immer auf dem Album geblieben. Ich denke wir haben oft das "Geschmacklose geschmackvoll gemacht" was sehr viel Spaß gemacht hat." sagt Searle. Es ist ein Teil von der britischen Mentalität über sich selbst lachen zu können, was zur brutalen aber humorvollen ersten Single "Seeing Red" geführt hat.

Im Gegensatz zu Carters halb ironischem Gebrauch seines Markenzeichens, den „blegh“ Screams, beschreibt der Frontmann in seinen Texten, wie sich die Band in der Schublade ihres Genres gefangen fühlt, bewacht von Fans, die wollen, dass sie die wütenden Songs wiederholen, die sie lieben. „Ich glaube, viele Leute hatten das Gefühl, dass wir mit ‚Seeing Red‘ diejenigen verarschen wollten, die unsere Band mögen, aber ich denke, es war genauso sehr eine Art, Spaß mit uns selbst zu haben und uns selbst auf den Arm zu nehmen“, erklärt Carter. Searle reflektiert über die Balance, die sie bei der Entstehung des Albums gefunden haben: „Man muss es so ernst nehmen, weil es für uns wertvoll ist, aber man darf es auch nicht zu ernst nehmen. Wenn man sich zu sehr daran klammert oder zu viele Grenzen setzt, was wir in der Vergangenheit vielleicht getan haben, tötet das die Musik.“

Das Ergebnis ist „The Sky, The Earth & All Between“, ein meisterhaftes Rockalbum, das ständig zwischen aggressiven, melodischen und experimentellen Klängen wechselt und dabei eine einheitliche Vision beibehält. Die Grandiosität des Titels spiegelt seine Ambition wider, aber die Musik wirkt mühelos – eine elementare Zusammenfassung dessen, was Architects bisher waren und werden könnten. Von der wilden Single „Blackhole“ bis zum pop-metallischen Glanzstück „Everything Ends“ demonstriert jeder Track ein instinktives Gespür für die Verschmelzung von Klängen.

Die Kameradschaft und das Streben nach Freiheit im Aufnahmestudio ermutigten Searle, sich in seinen Texten noch mehr zu öffnen. „Einige Songs sind ironisch und fielen mir leichter, wie „Whiplash“, „Braindead“ und „Judgement Day“, weil sie über Dinge handeln, die für die meisten von uns offensichtlich sind – andere hingegen sind sehr ehrlich und voller Schmerz“, gibt Searle zu. „Ich neige nicht dazu, meine Gefühle mit meinen Mitmenschen zu teilen, daher ist es mir immer unangenehm, dies in meinen Songs zu tun. Es gab Zeiten, in denen ich mich fragte, ob ich wirklich meinte, was ich sagte. Dann hörte ich mir die Songs an, während ich Schmerzen hatte, und plötzlich ergab alles einen Sinn.“

Das Album endet mit der atmosphärischen Ballade „Chandelier“, die einen ergreifenden Schlusspunkt setzt. Zunächst empfand Searle den Text – „No more lies when I disappear / One less light on the chandelier“ (Keine Lügen mehr, wenn ich verschwinde / Ein Licht weniger am Kronleuchter) – als düster und als Hinweis darauf, dass es besser wäre, tot zu sein. Aber mit der Zeit interpretierte er ihn neu als Feier der Zerbrechlichkeit des Lebens. „Der Kronleuchter ist das Leben, und das ist es wert, gefeiert zu werden, solange wir hier sind“, sagt er.

Diese veränderte Perspektive spiegelt Searles persönliche existentialistische Reise während der Entstehung des Albums wider. „Ich habe an einem seltsamen, schwierigen Ort angefangen, aber als ich 37 wurde, wurde mir klar, dass ich die Möglichkeit habe, Frieden zu finden“, erzählt er. Das Album endet passenderweise mit einer hoffnungsvollen Note. „Ich möchte nicht zu einer Band gehören, die ständig predigt, wie schrecklich das Leben ist, aber ich werde mich auch nicht vor dieser Erfahrung scheuen, weil so viele von uns sich damit identifizieren können.“ Carter, der sich oft zu düsteren Themen hingezogen fühlt, fügt hinzu: „Es gibt Tage, an denen ich völlig am Ende bin und den Jungs sage, dass ich es nicht schaffe, und bessere Tage, an denen ich die Motivation finde, weiterzumachen. Es ist nie endgültig, aber es geht immer weiter voran.

Die Band hat den schmerzhaften Verlust von Tom Searle überwunden, der ihre Auftritte letztendlich zu einer Art „Trauertourismus“ machte, wie Dan es ausdrückt. Carter hatte das Gefühl, dass er jeden Abend diesen Schmerz und diese Verletzlichkeit zeigen musste, um eine Katharsis zu erreichen, bis Searle schließlich einschritt und ihm sagte, dass er das nicht mehr tun müsse, da es sich eindeutig negativ auf ihn auswirkte. „Einige Leute haben uns dort irgendwie in der Zeit eingefroren und wollten, dass wir jedes Mal, wenn wir auf einer Bühne standen, in Tränen ausbrachen“, sagt Searle und erklärt, dass sich ihre beiden folgenden Alben wie eine Reaktion darauf anfühlten. Nachdem sie ihre eigene Gegenreaktion auf diese komplexe emotionale Odyssee als Musiker durchlaufen haben, sind sie bereit, einen Neuanfang zu wagen.

Mit scharfsinnigen Innovationen und neuem Hunger sind Architects nun eine langjährige Band auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft. „Wir haben das Architects-Album geschaffen“, erklärt Carter, „und wir werden es den Berg hinaufschieben, auch wenn es uns verdammt noch mal umbringt.“

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